Buchen auf Warenkonten (Wareneinkauf und Warenverkauf)

Grundsätzliches

Warenkonten gibt es hauptsächlich in Groß- und Einzelhandelsbetrieben. Wenn Industriebetriebe Fertigprodukte von anderen Unternehmen beziehen, diese ohne Bearbeitung weiterverkaufen, spricht man von Handelswaren. In diesem Fall werden auch im Industriebetrieb Warenkonten geführt.

Die Abgabenordnung hat für die Aufzeichnung des Wareneingangs und die Aufzeichnung des Warenausgangs einige Anforderungen.

Bestandsorientierte Buchung oder aufwandsorientierte Buchung

Bei einer bestandsorientierten Buchung (Skontrationsmethode) werden die Zugänge (Lieferscheine) und die Abgänge (Materialentnahmescheine) im Lager (Bestand) fortgeschrieben.

Bei einer aufwandsorientierten Buchung (Just-in-time-Buchung) werden die Wareneinkäufe auf dem Konto "Aufwendungen für Waren" gebucht.
Auf dem Konto "Waren" werden lediglich der Warenanfangsbestand und der Warenschlussbestand (durch Inventur ermittelt) erfasst.

Aufwandsorientierte Buchung (Just-in-time-Buchung)

In der Praxis wird dieses Verfahren am häufigsten angewendet.
Würde man sowohl Wareneinkäufe als auch Warenverkäufe auf einem Konto buchen, so würde ein gemischtes Konto vorliegen. Das Konto wäre eine Mischung aus einem Bestandskonto und einem Erfolgskonto. In der Praxis hat sich die Trennung in drei Konten durchgesetzt.

  • Waren (Bestand) = aktives Bestandskonto
  • Wareneingang = Aufwandskonto
  • Erlöse (Warenverkauf) = Ertragskonto

Für den Abschluss der getrennten Warenkonten gibt es zwei Methoden:

  • Nettomethode
    Bei dieser Methode wird das Wareneingangskonto über das Warenverkaufskonto abgeschlossen. Auf dem Warenverkaufskonto ergibt sich der Rohgewinn bzw. -verlust. Dieser wird vom Warenverkaufskonto auf das Gewinn- und Verlustkonto gebucht.
  • Bruttomethode
    Bei dieser Methode werden das Wareneingangskonto und das Warenverkaufskonto direkt über das Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen. Der Wareneinsatz erscheint als Aufwand im Soll des Gewinn- und Verlustkontos, die Warenerlöse als Ertrag im Haben des Gewinn- und Verlustkontos.

Nur die Bruttomethode entspricht den Grundsätzen der Bilanzklarheit. Der § 246 Abs. 2 HGB schreibt vor:

Posten der Aktivseite dürfen nicht mit Posten der Passivseite, Aufwendungen nicht mit Erträgen, Grundstücksrechte nicht mit Grundstückslasten verrechnet werden. ....

Die Nettomethode verrechnet aber Aufwendungen mit Erträgen.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Bruttomethode. Grundsätzlicher Buchungsablauf:

  • Waren (Bestand)
    Es handelt sich um ein aktives Bestandskonto.
    Zu Beginn des Geschäftsjahres wird der Anfangsbestand der Waren im Soll vorgetragen.
    Der durch Inventur ermittelte Warenschlussbestand wird im Haben gebucht. Buchungssatz: Schlussbilanzkonto an Waren
    Der sich ergebende Saldo des Kontos Waren zeigt die Bestandsveränderung.
  • Wareneingang
    Es handelt sich um ein Aufwandskonto.
    Auf diesem Konto werden die Wareneinkäufe im Soll gebucht.
    Der sich im Haben ergebende Saldo des Kontos Wareneingang ist der Wareneinsatz.
    Das Konto wird zum Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen. Buchungssatz: Gewinn- und Verlustkonto an Wareneingang
  • Erlöse (Warenverkauf)
    Es handelt sich um ein Ertragskonto.
    Auf diesem Konto werden die Warenverkäufe im Haben gebucht.
    Der sich im Soll ergebende Saldo des Kontos Erlöse ist der Warenumsatz.
    Das Konto wird zum Gewinn- und Verlustkonto abgeschlossen. Buchungssatz: Erlöse an Gewinn- und Verlustkonto

Wareneingang - Lieferantenrechnung

Buchung im SKR04
Soll Haben
Sachkonto 5400 (Wareneingang 19 % Vorsteuer) 10.000,00 € Kreditor (Verbindlichkeiten) 11.900,00 €
Sachkonto 1406 (Vorsteuer 19%) 1.900,00 €  

 

Buchung im SKR03
Soll Haben
Sachkonto 3400 (Wareneingang 19 % Vorsteuer) 10.000,00 € Kreditor (Verbindlichkeiten) 11.900,00 €
Sachkonto 1576 (Vorsteuer 19%) 1.900,00 €  

Erlöse (Warenverkauf) - Ausgangsrechnung an Kunden

Buchung im SKR04
Soll Haben
Debitor (Forderungen) 11.900,00 € Sachkonto 4400 (Erlöse 19 % USt ) 10.000,00 €
  Sachkonto 3806 (Umsatzsteuer 19%) 1.900,00 €

 

Buchung im SKR03
Soll Haben
Debitor (Forderungen) 11.900,00 € Sachkonto 8400 (Erlöse 19 % USt ) 10.000,00 €
  Sachkonto 1776 (Umsatzsteuer 19%) 1.900,00 €

Die Bestandsveränderung (Saldo des Kontos "Waren") kann eine Bestandsmehrung oder eine Bestandsminderung sein.

Bestandsmehrung Bestandsminderung
Der Warenschlussbestand ist größer als der Warenanfangsbestand.
Es wurden im Geschäftsjahr mehr Waren eingekauft als verkauft.
Der auf dem Konto Wareneingang gebuchte Aufwand ist damit zu hoch.
Der Aufwand muss um die Bestandsmehrung gemindert werden.
Buchungssatz: Waren an Wareneingang
Es gilt:
   Wareneingang
-  Bestandsmehrung
= Wareneinsatz
Buchungen bei einer Bestandsmehrung
Warenschlussbestand ist kleiner als der Warenanfangsbestand
Es wurden im Geschäftsjahr weniger Waren eingekauft als verkauft.
Der auf dem Konto Wareneingang gebuchte Aufwand ist damit zu niedrig.
Der Aufwand muss um die Bestandsminderung erhöht werden.
Buchungssatz: Wareneingang an Waren
Es gilt:
   Wareneingang
+  Bestandsminderung
= Wareneinsatz
Buchungen bei einer Bestandsminderung

Im Zusammenhang mit dem Wareneinkauf und dem Warenverkauf sind folgende weitere Besonderheiten zu beachten:


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